Audio on Demand im World Wide Web


Diplomarbeit, 1998

132 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Prolog

I. Teil: Die Rahmenbedingungen
1.1. Internet
1.2. World Wide Web
1.3. HTML, die Sprache des World Wide Web
1.4. Erläuterungen zur Syntax der Sprache HTML
1.5. Vorteile des Internet/World Wide Web für Informationsanbieter
1.5.1. Nutzen der Internetpräsenz für „Content Provider“
1.5.2. Erfolgsfaktoren einer Internetpräsenz
1.5.3. Analyse des Online-Marktes
1.5.4. Nutzer des Internet
1.6. Browser als Killer-Applikationen des World Wide Web
1.7. Westdeutscher Rundfunk
1.8. Ziele und Strategien der Online-Aktivitäten des WDR
1.9. „Schulen ans Netz“
1.9.1. Ziele der Bildungsinitiative „Schulen ans Netz"
1.9.2. Beitrag des WDR zu „Schulen ans Netz“

II. Teil: Die Grundlagen der AUDIO ON DEMAND-Systeme
2.1. Definition AUDIO ON DEMAND
2.2. Digitales-TV/Pay-TV/Pay-Per-View/Video On Demand
2.3. Client/Server-Systemarchitektur
2.3.1. Client/Server-Modell
2.3.2. Vorteile der Client/Server-Architektur
2.3.3. Nachteile der Client/Server-Architektur
2.4. Komponenten eines AUDIO ON DEMAND-Systems
2.5. Vorteile der „On Demand“-Systeme
2.6. Nachteile der „On Demand“-Systeme
2.7. Einsatzbereiche von AUDIO ON DEMAND-Systemen
2.8. Rechtliche Probleme digitalisierter Audio-Daten im Internet
2.9. Technische Probleme digitalisierter Audio-Daten im Internet
2.10. Streaming-Verfahren

III. Teil: Das Produkt RealAudio©
3.1. Systementscheidung: RealAudio versus StreamWorks
3.1.1. StreamWorks
3.1.2. RealAudio
3.1.3. Resümee
3.2. Technische Beschreibung des RealAudio-Systems
3.2.1. HTTP versus RealAudio Client/Server-Streaming
3.2.2. Interaktion zwischen Web-Browser und RealAudio-Server
3.2.3. Quantitative Anforderungen an die Internet-Anbindung
3.2.4. Datenfluß bei der Erzeugung eines Live-Streams
3.2.5. Administration und System-Management des RealAudio-Servers
3.2.6. RealAudio-Encoder
3.2.7. RealAudio-Player

IV. Teil: Das realisierte AUDIO ON DEMAND-System
4.1. Anforderungen an das Pilot-System
4.2. Schnittstelle des Systems mit dem EPG
4.3. Das Pilot-System im Überblick
4.4. Automatisierungsmöglichkeiten und weitere Anforderungen an einen Regelbetrieb des Systems

V. Teil: Die Zukunft des Internet/Intranet
5.1. Electronic Cash
5.2. JAVA
5.3. Weiteres Innovationspotential im Internet/Intranet

Verzeichnisse

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Prolog

„Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.“ Victor Hugo

[1802 - 1885]

„Beim Internet gibt es keine zentrale Kontrolle. Das bedeutet ganz neue Spiel­regeln. Hitler hätte es schwer gehabt in einer Medienwelt, die interaktiv funktio­niert, mit direktem Rückkanal. Statt „Heil Hitler!“ würde es wahrscheinlich heißen: „Verzapp Dich!“. Die neuen Medien werden die Politik grundlegend ändern.“

Zukunftsforscher Alvin Toffler1

Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit der multimedialen2 Internet-Anwendung

„Audio On Demand im World Wide Web“

und bedeutet „Radio auf Abruf im Internet“. Im Internet/World Wide Web können mit Hilfe dieser Technik bereitgestellte Audio-Daten weltweit angehört werden. Die einzelnen Begriffe werden in der Arbeit ausführlich definiert und erklärt.

Diese schriftliche Ausarbeitung ist jedoch nur ein Teil der Diplomarbeit, denn parallel dazu wurde von mir ein solches Audio-System im Rahmen meiner Praktikantentätigkeit beim WDR in Köln auf der dortigen Hardware installiert und administriert. Ziel der Tä­tigkeit beim WDR war es aufzuzeigen, daß ein solches AUDIO ON DEMAND-System auch ohne Millioneninvestitionen einzurichten und zu administrieren ist.3 Als vorläufiges Ende des Pilot-Projektes fand am 3./4. Juli 1996 in Köln im Rahmen einer internen Technikmesse eine Multimedia-Präsentation des Systems vor dem Rundfunkrat und den leitenden Angestellten des WDR statt. Am zweiten Tag erhielten alle Mitarbeiter die Möglichkeit die Demonstration auf die Probe zu stellen. Der Rundfunkrat ist oberstes Beschlußorgan des WDR, das über alle Fragen von grundsätzlicher Bedeutung entscheidet, vergleichbar mit dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft. Der Rundfunkrat entscheidet, inwiefern weitere Audio-Projekte mit Ressourcen ausgestattet werden können, um die anfallende Arbeit zu erledigen.

Ein Automatismus muß aufgebaut werden, der die ausgewählten Audiodateien ohne weiteres Zutun erzeugt, konvertiert und in den WWW-Server einbindet. Abschnitt 4.4. befaßt sich mit diesem Thema. Der Automatismus selbst konnte im Rahmen meiner Praktikantentätigkeit aus Zeitgründen nicht implementiert werden.

Die von mir in HTML „handgemachten“ Pilotseiten sind unter

http://www.wdr.de/ radio/radio5/ra-demo/index.html und weitere Beispiele des Au­dio-Systems sind unter http://www.wdr.de/radio/upunkt/index.html einzusehen. Be­achten Sie bitte beim Anschauen dieser Seiten, daß Sie die kostenlose Client-Software, den RealAudio-Player benötigen, um die Töne tatsächlich über das Internet hören zu können.4

Zu den olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta/USA war dieses System bereits er­folgreich im praktischen Dauereinsatz. Dort wurden zwei Radiosender Live ins Internet eingespeist, so daß sich interessierte Internetsurfer aus aller Welt die Spiele aus Sicht des WDR anhören konnten.5 Zukünftig ist die Bereitstellung des WDR-Senders EinsLive im Internet geplant. Das rege Interesse und die weite Verbreitung dieser Technik bei Internetnutzern ist an den Zugriffsstatistiken der Server-Log-Files des WDR zu sehen.

Eine Diplomarbeit über das Thema Internet kann lediglich ein „Snapshot“, eine Momentaufnahme eines bestimmten Zeitpunktes sein, denn der technische Fortschritt im Internet schreitet enorm schnell voran. Die hier vorliegende Diplomarbeit versteht sich vor diesem Hintergrund als Bestandsaufnahme zur Jahresmitte 1996.

Das aktuelle und sehr spannende Praxis-Thema „Audio On Demand im World Wide Web“ zwang mich, technisch gesehen an vorderster Front zu kämpfen. Daraus folgte, daß keine Literatur im herkömmlichen Sinne benutzt werden konnte. Sämtliche Recher­chen in Bibliotheken blieben erfolglos. Es gibt zu diesem speziellen Thema noch keine Lehrbücher. Daher war ich auf aktuelle Informationen im Internet angewiesen. Mit der Hilfe einiger Suchmaschinen im Internet, permanenter Neuanfragen, unzähliger Emails und „face-to-face“-Kommunikationen mit Kollegen und technischen Support-Abteilun­gen der Hersteller dieser Audio-Services, entstand nach und nach das technische Gerüst für mein Pilotprojekt beim WDR. Der größte Teil der Informationen, auf die ich mich berufe, stammt aus dem Internet selbst. Andere Quellen waren Fachzeitschriften und Artikel in Magazinen, bzw. Tageszeitungen.

Ziel dieser Arbeit ist es jedoch, dem „interessierten Laien“ verständlich zu schildern, was ich beim WDR in meiner Tätigkeit als Praktikant aufbaute. Dieses Ziel habe ich dann erreicht, wenn der Leser am Ende der Lektüre einen Eindruck über das Internet und die eingesetzte Audio-Technologie erhalten hat. Technische Details werden dort erklärt, wo sie zum Verständnis allgemeingültiger, verständlicher Modelle und übergeordneter Konzepte notwendig sind. Nicht näher erläutert werden Details, die vom Gesamtzusammenhang ablenken, wie z.B. die Belegungen der Portadressen unter UNIX und der detaillierte Aufbau der Kommunikations-Protokolle. Dadurch soll die Lesbarkeit und Verständlichkeit der Arbeit maximiert werden. Dem wissenschaftlichen Rahmen dieser Arbeit hoffe ich mit dieser Art nicht entgegenzustehen, denn die Inhalte sind stichhaltig und sorgfältig recherchiert.

Die Arbeit gliedert sich in die folgenden Teilbereiche:

Im ersten Teil werden Rahmenbedingungen erläutert. Dazu gehören die Erklärung der eingesetzten Begriffe und der technischen Hintergründe von Internet, World Wide Web, HTML, Browser, etc.. Außerdem wird das Unternehmen WDR und dessen Online-Akti- vitäten beschrieben. Zum Abschluß des ersten Teils wird das Projekt „Schulen ans Netz“ dargestellt.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Grundlagen der AUDIO ON DEMAND-Syste- me und stellt das Client/Server-Modell vor, auf dessen Basis AUDIO ON DEMAND Systeme implementiert werden. Vor- und Nachteile der On-Demand-Systeme werden ebenso in diesem Teil besprochen, wie rechtliche und technische Probleme des Internet.

Das Produkt RealAudio, mit dem das AUDIO ON DEMAND-Pilotsystem realisiert wurde, wird im dritten Teil detailliert vorgestellt. Außerdem wird hier begründet, warum dieses Produkt für diesen speziellen Zweck ausgewählt wurde.

Das Pilot-System selbst wird im vierten Teil dargestellt. Dort werden zusätzlich mögliche Erweiterungen und Ansätze zur Automatisierungsmöglichkeit des Systems erörtert.

Der letzte Teil meiner Arbeit ist ein Blick in die Zukunft des Netzes, der vor Augen füh­ren soll, wie dynamisch das Internet ist und was es alles auslösen könnte. So wird dort auf JAVA eingegangen, von Electronic Cash ist die Rede und das Intranet, das interne Internet im Unternehmen, wird beleuchtet.

I. Teil: Die Rahmenbedingungen

„Durch das World Wide Web gibt es ei­nen einzigen gigantischen Computer, der über Hunderttausende von Schaltstellen verfügt. Internet und World Wide Web demonstrieren, daß jeder Schreibtisch­PC das Potential hat, gleichermaßen Vermittler und Empfänger von Informa­tion und Kommunikation zu sein. Das bedeutet eine revolutionäre Machtver­schiebung, weil so jeder ungehindert In­formationen weltweit verfügbar machen kann.“

Howard Rheingold

„Die virtuellen Gemeinschaften erschei­nen uns nur deshalb so verlockend, weil die wirklichen Gemeinschaften ver­schwunden sind.“

Clifford Stoll

1.1. Internet

Das Internet ist ein weltweiter Verbund (Netzwerk) von Rechnern, der historisch gewachsen ist. Wie bei vielen relevanten Entwicklungen der Informationstechnik war auch hier das Militär der Initiator. In den 60er Jahren ließ das US-Verteidigungsministe- rium ein Computernetzwerk entwickeln, um relevante Informationen z.B. bei einem Nuklearangriff verfügbar zu haben. Das Netz sollte so aufgebaut sein, daß der Ausfall von einigen Rechnern dem Netz nichts ausmacht und somit keine Informationen verloren gehen. Dieses erste Netz hieß ARPANET.6 1969 wurden die ersten vier Rechner miteinander vernetzt. In den 70er und 80er Jahren entstanden basierend auf dieser Technik tausende lokaler, nationaler und transnationaler Netze, über die Wissenschaftler, Techniker, Militärs, Umweltschützer oder Konzernmitarbeiter Dateien austauschten. Während einzelne Netze ihre jeweiligen Koordinatoren und Organisatoren haben, gibt es niemanden, der das Internet verwaltet. Dies erklärt auch das Chaos (im positiven und kreativen Sinne des Wortes!) im Internet. Dadurch wird das Internet unkontrollierbar. Mittlerweile kommunizieren im Internet weltweit wahrscheinlich über 60 Millionen Benutzer miteinander.7

Online und Multimedia sind die beiden Schlagworte, die die Diskussion um künftige Entwicklungen auf dem Medienmarkt in den letzten Monaten bestimmt haben. Dies liegt vor allem an den positiven Marktentwicklungsszenarien gepaart mit enormen Umsatzerwartungen. Wenn auch die Entwicklungen in den USA nicht eins zu eins auf Deutschland zu übertragen sind, wird dennoch auch hier von einer dynamischen Entwicklung des Online-Marktes ausgegangen. Hierfür spricht unter anderem der Anstieg der Angebote und Nutzerzahlen, sowie die günstige technische Infrastruktur durch die fast flächendeckende Verfügbarkeit von ISDN und ein Kabelnetz mit ca. 16 Millionen angeschlossenen Haushalten.

Derzeit verzeichnet das Internet die stärksten Wachstumsraten bezüglich der Anzahl der Internet-Hosts und deren inhaltlichen Angeboten.8 In der Diskussion über die weitere Entwicklung des Internet werden sowohl optimistische Ansichten (ständiges Wachstum) wie auch pessimistische (Internet-Kollaps) vertreten. Zusätzlich zum allgemein zugäng­lichen Internet gibt es zahlreiche Online-Anbieter. Die sogenannten Internet-Service-Dienste (Microsoft Network, Germany.net und Germany-Live) bieten ihre Dienste auf der Plattform Internet an. Die anderen sogenannten „proprietären Online-Dienste“ (T-Online, Compuserve und AOL) verfügen über eigene Computernetze, die allerdings auch einen Zugang zum Internet anbieten. In Deutschland verfügt T-Online im Vergleich zu den anderen kommerziellen Anbietern über die meisten Abonnenten (über eine Million Nutzer). Gegenüber anderen hat T-Online deutliche Wettbewerbsvorteile, da dieser Dienst über ein erprobtes Electronic- und Homebanking und ein funktionie­rendes Abrechnungssystem für Dritte verfügt. Das deutschsprachige inhaltliche Angebot wird nur durch das Internet übertroffen. Bei den anderen Online-Diensten ist das deutsche Angebot eher "mager". Für Deutschland ermittelte das Emnid Institut eine Anzahl von 4,4 Millionen Personen, die potentiell Zugang zum Internet haben. Den graphischen Teil des Internet (World Wide Web) nutzen allerdings nur eine Million Menschen in Deutschland. Online-Nutzer sind eher männlich, jung und überdurch­schnittlich gebildet. Der deutsche Surfer nutzt das Internet vor allem für aktuelle Informationen, schulische/wissenschaftliche Recherchen, aus Neugier, zur Unterhaltung und zur Aus- und Weiterbildung.

Internet-Provider bilden durch die Vernetzung ihrer eigenen Computernetze gemeinsam das Internet. Einer der größten Internet-Provider Europas mit eigenem europäischen Netz ist z.B. die Fa. Eunet in Dortmund. Global Player wie Microsoft, Bertelsmann, die Deutsche Telekom, AT&T usw. betätigen sich ebenfalls als Internet-Provider und nehmen so zunehmend Einfluß auf die Entwicklung des Internet; insofern ist mit einer weiteren Kommerzialisierung des Internet zu rechnen.

Das Internet verzeichnet weltweit ein ernormes Wachstum. Als Kennzahl hierfür dient die Zahl der installierten Internet-Hosts9, der Computer, die Internet-Inhalte auf Abruf zur Verfügung stellen. Nach den Beobachtungen eines im Jahre 1992 gegründeten internationalen Koordinationsgremiums mit der Bezeichnung "Internet Society" ist jähr­lich eine Verdoppelung der Zahl installierter Internet-Hosts zu beobachten. Fast 50 Prozent der Internet-Hosts befinden sich danach in den USA.

Wachstum des Internet in Mio. installierter Internet-Hosts:10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Wachstum des Internet in Mio. installierter Internethosts

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Wachstum des Internet in Mio. installierter Internethosts

Einige Prognosen zum weiteren Wachstum des Internet in Deutschland gehen davon aus, daß der Trend zur jährlichen Verdoppelung von Angeboten und Nutzern vorläufig weiter bestehen könnte.11 Das Marktforschungsinstitut IDC hingegen prognostiziert für 1997 eine kurze Wachstumspause. Die Prognose der Firma Hostdistribution geht davon aus, daß im Jahre 2000 in Europa deutlich mehr Internet-Hosts installiert sein werden als in den USA. Zum deutschen Markt gibt es die im folgenden dargestellten Prognosen von MGM und IDC zur Entwicklung der Internet-Hosts und WWW-Nutzer.

Prognosen zum Wachstum des Internet in Deutschland:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Prognosen zum Wachstum des Internet in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten12 13

Tab. 2: Prognosen zum Wachstum des Internet in Deutschland

Eine weitere Untersuchung der GfK Marktforschungs GmbH aus Nürnberg zeigt, daß private Online-Surfer Power-User sind. Die Ausstattung dieser Personengruppe mit Hardware ist überdurchschnittlich.Auch die GfK sprach den Online-Nutzern ein höheres Einkommen und Bildung zu. Der Anteil der weiblichen Surfer liegt bei 18 Prozent.14

Die Kommunikationswissenschaftlerin Claudia Fantapié Altobelli errechnete im Jahre 2000 werde das Internet rund 9 Milliarden Dollar erwirtschaften - einschließlich Online­Handel, Einrichten von Servern und Werbung.15 Davon entfallen allein etwa 900 Millionen Dollar auf das hinter den USA zweitgrößte Internet-Land Deutschland (bezogen auf die Anzahl der Internet-Hosts).

Hundertprozentig verläßlich sind diese Prognosen/Zukunftsaussagen nicht, denn schon so mancher Trend ist im Nirwana gelandet. Jedoch geben Trends die momentan vorherr­schende Meinung wieder und belegen, warum plötzlich öffentlich über das Internet geredet wird und sich sogar die Politik eingehend mit dem Thema auseinandersetzt.

1.2. World Wide Web

Anfang der 90er Jahre entwickelte Tim Berners-Lee in Genf eine so einfache wie mäch­tige Möglichkeit, mit seinen über die ganze Welt verteilten Kollegen zusammenzuarbei­ten: Das World Wide Web (WWW). Es baut als grafische Benutzeroberfläche auf der Infrastruktur des Internet auf. Das WWW ist für das Internet so wichtig, wie Microsoft Windows für DOS war. Wurde früher, um einer Fußnote nachzugehen, die Bibliothek aufgesucht, genügt heute im WWW ein Mausklick auf den Verweis (Hyperlink) und sekundenschnell erscheint die Originalquelle. Egal, ob sich diese auf einem Rechner in Alaska oder Rio de Janeiro befindet. Das Interesse am Netz der Netze steigt, seit das WWW als weltumspannendes, interaktives und multimediales Informationssystem exis­tiert. Neben Universitäten sind es vor allem Firmen die das WWW nutzen, um neben Informationen ihre Produkte und Dienstleistungen im Netz anzupreisen und zu verkau­fen. Die Bedienerfreundlichkeit des WWW machte das Internet zu einem neuen Mas­senmedium. Ohne das WWW wäre die Entwicklung des Internet zum Massenmedium unmöglich gewesen, denn welcher Normalsterbliche hat Lust und Geduld, Befehle aus­wendig zu lernen, nur um sich irgendwo einige Texte anzusehen?

1.3. HTML, die Sprache des World Wide Web

HTML ist eine standardisierte makro-orientierte Sprache, mit der sich komplette Seiten für das WWW beschreiben lassen. HTML ist die Abkürzung für:

HYPERTEXT MARKUP LANGUAGE.

Der Schwerpunkt wird bereits im Namen deutlich. Das HTML-Konzept baut auf Seiten auf, die sich per „Hyperlink“ gegenseitig aufrufen. Das ist vorstellbar als Lexikon, in dem Querverweise (in Computer-Englisch eben genau jener wunderschöne Begriff „Hyperlink“) zu anderen Begriffen, bzw. Erläuterungen oder Kapiteln bestehen. Der Un­terschied: Querverweise erscheinen sofort auf Knopfdruck und müssen nicht mühsam per Hand bis zum Verweis durchgeblättert werden. Dieser Ansatz stellt das bisherige „Lesen“ auf den Kopf. Statt wie bisher ein Buch oder einen Artikel linear, sequentiell von vorne nach hinten zu lesen, ermöglichen Hypertext-Systeme ein anderes „Lesen“.

Der Benutzer wird nicht mit Daten überladen, sondern erhält im Idealfall nur das, was er gerade braucht. Zusätzlich gibt es für die Leser kaum noch eine Ausrede einem Begriff nicht mehr quer durch das Lexikon zu folgen, um ihn vollständig zu verstehen.16 Außerdem ist ein solches System bei guter Pflege um einiges schneller als der manuelle Zugriff auf Daten. Dies setzt einen konzeptionell logischen und sinnvollen Aufbau voraus, der sicherlich sehr stark systemabhängig ist. Patentrezepte zur Erstellung gibt es nicht.

Ein schönes Beispiel ist die Microsoft-Windowshilfe. Sie entspricht der Funktion eines Hypertext-Systems, das heißt, daß bestimmte Schlagworte, Bilder oder Bereiche von Bildern per Mausklick auf ein anderes Dokument verweisen, welches dann auf dem Bildschirm erscheint. Das gipfelt in jüngeren Versionen von Microsoft, wie etwa Win­word 6.0, in einer kontextsensitiven Hilfe, die je nach Aktion des Users entscheidet welche Hilfethemen relevant sind und diese entsprechend aufruft.

Mit HTML sind Grafiken in Dokumente sehr einfach einzubinden. Mittlerweile existiert HTML in der Version 3.2. Bestimmte Aktionen werden von den WWW-Browsern er­füllt. So müssen sich Programmierer nicht mehr auf Systemebene mit den Dateien aus­einandersetzen (Öffnen, Speichern, Schließen, Pointer setzen, etc.), sondern können ein­fache Befehle ausführen, um z.B. einen Link zu einer anderen Seite zu bewerkstelligen.

Mittlerweile bieten sämtliche großen Software-Anbieter für ihre Produkte Internet­Features an. Microsoft vertreibt die Internetassistants zu ihren bekannten Office­produkten kostenlos. Hiermit ist es einfacher, Dokumente im HTML-Format zu erstellen, denn ein einfaches Abspeichern im HTML-Format genügt, um das Dokument zu konvertieren. So können z.B. WORD-Dokumente sehr schnell und kostengünstig und vor allem ohne jegliche Programmierkenntnisse im WWW publiziert werden. Am weitesten fortgeschritten ist die Integration des Internet bei Office-Paketen momentan bei einem Office-Produkt aus Deutschland. Das Star-Office 3.1 der Star Division aus Hamburg bietet eine intelligentere Internet-Integration in die Produktlinie als Microsoft.17 So kann mit der Textverarbeitung ein Dokument aus dem Netz geladen und nach Bearbeitung (entsprechende Rechte auf dem Server vorausgesetzt) sofort wieder ins Netz zurückgespeichert werden. Damit entfällt bei Änderungen an Web-Seiten der doppelte Arbeitsaufwand von lokalem Speichern und anschließendem Update per FTP18 auf den Web-Server. Diese Features sind bei Microsoft erst für Office 97 geplant.

1.4. Erläuterungen zurSyntax derSprache HTML

Die Sprache arbeitet im wesentlichen mit sogenannten „tags“ (engl .= Textmarke, Markierung). Mit ihnen werden die zu bearbeitenden Passagen im Text geklammert. Ein Beispiel für so ein tag: <TITLE>. Es zeigt den Anfang der Titelzeile an, die im Browser oben an der Fensterleiste erscheint. Das Ende wird dann durch </TITLE > angezeigt. Damit ist die Bearbeitung der Titelzeile erledigt. Die Umlaute werden international dargestellt: aus „ü“ wird „&uuml;“.

Die Sprache ist einfach zu lesen und es gibt gute Literatur zu diesem Thema. HTML ist trotz seiner simplen Gestaltung sehr vielseitig und mächtig. Mittlerweile ist es bei den meisten Providern möglich, eine eigene Homepage zu hinterlegen. So kann sich jeder im „Netz der Netze“, wie das Internet auch genannt wird, präsentieren. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Außerdem gibt es zum Lernen einige gute „How to use & learn HTML“-Dokumente im World Wide Web, die ebenfalls im HTML- Format geschrieben sind. Diese fungieren wie ein HTML-Lernprogramm oder als Nachschlagewerk zu „tags“, die nicht häufig gebraucht werden.

HTML-Dokumente sind nichts anderes als reine Textdokumente. Sie werden bei Aufruf durch den Browser19 interpretiert und dieser agiert dann entsprechend den Anweisungen, die im Dokument stehen. Dies kann neben der eigentlichen Hauptaufgabe der Darstellung des Textes mit den Hyperlinks auch das Laden einer Grafik, das Darstellen eines interaktiven Formulares, oder das Starten eines Plugins20, bzw. einer Helper-Applikation21 sein.

Unten sehen Sie, kursiv gedruckt, den Quell-Code zu einem einfachen HTML-Doku­ment, um zu demonstrieren, wie die Verwendung der <tags> funktioniert:

<TITLE>The simplest HTML example</TITLE>

<H1>This is a level-one heading</H1>

Welcome to the world of HTML.

This is oneparagraph.<P>

And this is a second.<P>

ThisisTHEEND.

Der Netscape-Browser stellt dies so dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Ein einfaches HTML-Dokument im Browser dargestellt

1.5. Vorteile des Internet/World Wide Web fürlnformationsanbieter

Die Strukturierung des Internet durch das World Wide Web war die Basis für ein innovatives Informations- und Kommunikationsmedium, das sich eines exponentiellen Zuspruchs erfreut. Surfen im Internet ist für einige heute schon so selbstverständlich wie für andere der tägliche Blick in die Zeitung. Die Nutzerstruktur, die sich in der Hauptsache aus Studenten oder Absolventen oberer Bildungsabschlüsse rekrutiert, deckt ein stark umworbenes Marktsegment ab, welches unter verschiedenen Gesichtspunkten für Informationsanbieter (engl.= „Content Provider“) interessant ist.

Es geht dabei nicht nur um Informationen zu Freizeitinteressen oder Entertainment, wie der kommerzielle Einstieg von großen Konsumgüterproduzenten und Dienstleistungs­unternehmen zeigt. Produktmarketing und -vertrieb über Online-Dienste hat sich bereits zu einer festen Größe neben der kommerziellen Werbung über Printmedien und Fernsehen entwickelt. Zur Zeit ist die Vermietung von Werbeflächen auf WWW-Seiten für die kommerziellen Internet-Anbieter oft die einzige Möglichkeit Geld zu verdienen. Die Dienste sind i.d.R. für die WWW-Nutzer gebührenfrei. So werden Werbeflächen auf den Homepages der populärsten WWW-Dienste, wie etwa der Suchmaschine „EXCITE“22 verkauft. Auf diesen Werbeflächen präsentieren sich dann Firmen wie Microsoft mit einer anklickbaren Grafik, die per Hyperlink direkt auf die Homepage von Microsoft führt. So sollen die Surfer leichter auf die Microsoft-Homepage gelangen und sich dort mit Programm-Updates, neuen Treibern oder Produktinformationen versorgen. Auf der nächsten Seite die Web-Site der Suchmaschine EXCITE abgebildet. Die Werbegrafik von Microsoft ist markiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Beispiel einer Online-Werbung im World Wide Web

Prognosen aus den USA sagen voraus, daß die Amerikaner in 10 Jahren mehr Zeit im Internet als vor dem Fernseher verbringen werden.Daraus resultiert die These:

Das Internet ist das Kommunikationsmedium der Zukunft!

1.5.1. Nutzen der Internetpräsenz für „Content Provider“

Werbeträger für Kundeninformationen:

- Darstellung des Unternehmens und seiner Leistungen,
- Präsentation der Produktpalette in beliebiger Tiefe,
- Aktivierung eines bisher verborgenen Kundenpotentials,
- Einsatz von Multimedia (Bild, Text, Ton, Video, ...),
- Preisausschreiben, Quiz, etc. zur Motivation und Kundenbindung.

Mit dem Kunden im Dialog:

- Nachrichtenaustausch über Electronic Mail (Email),
- (JAVA-) Programme zur Kundenführung,
- Produkte in Datenbanken als Katalogersatz,
- Geschäftsabläufe Online:

⇒ Angebote, Aufträge, Bestätigungen, etc.,

⇒ Anforderungen von Produktinformationen,

⇒ Anforderungen von Beratungsterminen.

Schneller Informationsgewinn:

- Informationen stehen dem Kunden zur Verfügung,
- Informationen stehen sofort zur Verfügung,
- Aussagen sind topaktuell,
- Reduzierung herkömmlicher Kommunikationswege (Telefon, Fax, Briefpost),
- Möglichkeit kostengünstiger Direktmarketing-Aktivitäten über das Internet (Kundenmailing über Mailingliste je nach Interessenlage).

Unabhängigkeit:

- Der Kunde ist frei in seinen Entscheidungen:

⇒ Er holt sich die benötigten Informationen direkt.

⇒ Er wählt den Zeitpunkt der Kontaktaufnahme rund um die Uhr, 24-Stunden.

⇒ Er entscheidet über die Art des Kontaktes.

⇒ Er bestimmt die Intensität des Kontaktes.

Weltweite Präsenz:

- International operierende Unternehmen sind sofort weltweit erreichbar.
- Zeitverschiebungen spielen keine Rolle.
- Vergrößerung des Kundenkreises über regionale Grenzen hinaus.

Downloading aktueller Daten:

- Daten und Informationen kann sich der Kunde und auch der Anbieter selbst aus dem Internet downloaden:

⇒ Produktinformationen,

⇒ Software-Updates,

⇒ Spiele,

⇒ Service-Informationen,

⇒ und .. und .. und!

Die Internetpräsenz signalisiert dem potentiellen Kunden von Informationsanbietern:

- Innovation,
- Dynamik,
- Aktualität,
- Kundenfreundlichkeit,
- Vertrauen durch Transparenz.

1.5.2. Erfolgsfaktoren einer Internetpräsenz

Der Grad der Professionalität des Auftritts ist ausschlaggebend für den Erfolg der Prä­sentation im Internet. Der Nutzer wird die Seiten eines Unternehmens nur besuchen und nutzen, wenn er sich persönlich angesprochen und animiert fühlt.

Dazu gehören insbesondere folgende Merkmale:23

- Eine merkfähige Adresse, unter der das Angebot zu finden ist (www.dresdner-bank.de sagt z.B. mehr aus, als www.db_ag.com).
- Eine vernünftig dimensionierte Internetdaueranbindung per Standleitung, damit potentielle Kunden, die in der Regel zumindest die Telefonkosten zahlen müssen, auch schnell mit Informationen versorgt werden können.
- Eine übersichtliche und optisch ansprechende Homepage.
- Eine logische, intuitive und einfache Benutzerführung.
- Keine Hyperlinks ins Nirgendwo, bzw. zu „toten“ Seiten ohne Information („...im Aufbau...“, „...demnächst hier zu finden...“, o.ä.).
- Die Sicherstellung einer hohen Aktualität.
- Das Angebot von Zusatznutzen statt reiner Selbstdarstellung.
- Der Einbau von Unterhaltungselementen.
- Grafiken mit großer Ladezeit nur, wo unbedingt nötig, sonst optional.
- Angebote einer interaktiven Kommunikation (Email, aktuelle Mailinglisten, ...).
- Der Aufbau schneller Wege zum Informationsziel durch integrierte Suchmaschinen, zur Reduzierung der Anzahl der Suchebenen.
- Eine eigene Darstellungsart24, keine „Eins zu Eins“-Übernahme von anderen Medien wie etwa Printmedien im Netz, da diese statisch sind und die Möglichkeit des neuen Mediums nicht hinreichend nutzen, z.B. „Hyperlinks“.25

1.5.3. Analyse des Online-Marktes

Seit 1995 sind Online-Dienste Top-Thema26 in den Medien und in den Konzernspitzen. Dies liegt sowohl an der allgemeinen Multimedia-Aufbruchsstimmung, als auch an den positiven Marktentwicklungsszenarien, die die Markt-Phantasien der Unternehmen beflügeln. Die deutliche Dynamik der Online-Branche fußt allerdings auf wenig gesicherten Markttrends: In Europa erwartet die Unternehmensberatung Arthur D. Little im Jahr 2000 Gesamtumsätze durch Multimedia in einer Höhe von 61 Milliarden DM, davon 24 Milliarden durch private Anwendungen. Die Deutsche Telekom erwartet für Deutschland eine Steigerung des geschäftlichen Umsatzvolumens von 440 Millionen DM im Jahre 1996 auf 13 Milliarden DM im Jahre 2000. Dies würde einer Steigerungsrate von ca. 3000 Prozent entsprechen! Für den Online-Markt speziell rechnet Bertelsmann im Jahr 2000 mit einem Umsatz von 1,5 Milliarden DM in Deutschland.27

Die Entwicklungen in den USA - traditionell Schrittmacher neuer medialer Entwicklun­gen - legen die Annahme einer zeitverzögerten Übertragung auf Deutschland nahe. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen in den USA so deutlich von denen in Deutschland, daß vor einer linearen Übertragung der dortigen Erfahrungen auf hiesige Verhältnisse gewarnt werden muß. Deutliche Unterschiede bestehen hinsichtlich der Gebührenstruktur, der Verbreitung und der Mediennutzungsformen. So zahlen in den USA Online-Nutzer, z.B. im City-Bereich keine Telefongebühren, wenn sie sich stundenlang an Chats (Online - Quatschrunden) beteiligen. Auch die Verbreitung von PCs in Firmen, Schulen und in Privathaushalten ist wesentlich umfassender als hier. Dennoch steht außer Zweifel, daß dem Online-Markt auch in Deutschland eine dynamische Entwicklung bevorsteht. Hierfür spricht unter anderem die günstige technische Infrastruktur: Die fast flächendeckende Verfügbarkeit von ISDN28, sowie ein zusammenhängendes Kabelfernsehnetz mit mehr als 16 Millionen angeschlossenen Haushalten, das ebenfalls für Online-Dienste genutzt werden kann. Rund 7 Prozent der Privathaushalte verfügen über einen PC mit Modem29 ; ca. 250.000 Abonnenten von T­Online nutzen diesen Dienst privat oder geschäftlich nicht mehr über Modem, sondern über das leistungsfähigere ISDN.30 Aufgrund aktueller Verlautbarungen fast aller Branchen, werden sich insbesondere Verlage, Medienkonzerne, sowie die Werbe­branche auf dem Online-Markt engagieren und Inhalte bzw. Dienstleistungen anbieten. Viele Online-Projekte auf dem deutschen Markt sind das Ergebnis von Platzbesetzungs­strategien mit kalkulierter „Gewinn-Durststrecke“. Die absehbaren Anlaufverluste sollen durch eher restriktive Businesspläne begrenzt werden. Deshalb fallen die in­haltlichen Angebote für das deutsche Online-Publikum zunächst eher spärlich aus. Aufgrund von Kooperationen mit etablierten Partnern aus den USA können die dortigen Inhalte und Infrastrukturen mitbenutzt und Kosten für eine eigene Infrastruktur in Deutschland begrenzt werden. Langfristig sollen so die neuen Online-Märkte sukzessive erschlossen werden.

Gründe für ein Online-Engagement:

- Medienkonzerne wie Bertelsmann engagieren sich, weil sie überzeugt sind, die eigenen inhaltlichen Stärken auf dem Buch- und Zeitschriftensektor langfristig besser über Online-Dienste vermarkten zu können, als über Fernsehkanäle.
- Produzenten und Verleiher der Film- und Fernsehbranche, wie z.B. die Kirch- Gruppe, sehen langfristig die Notwendigkeit der zusätzlichen Vermarktung ihrer Produktionen über den Online-Markt via „Digitales TV“ & „Pay per View“.31
- Da Banken befürchten, die Online-Dienste könnten sich zu „globalen Bankfilialen“ für Electronic-cash entwickeln könnten, steigen sie selbst ins Online-Geschäft ein.32
- Die Werbewirtschaft befürchtet, ein großer Teil der heutigen Werbebudgets werde aus dem Fernsehmarkt in den Online-Markt umgeleitet und bereitet sich deshalb auf diese Entwicklung vor.33
- Wegen des vermuteten Effizienzsteigerungs- und Kosteneinsparungspotentials stellen sich Unternehmen, Schulen, Universitäten, das Gesundheitswesen usw. auf ein Engagement im Online-Markt ein.

Trotz der weltweiten Expansion des Online-Marktes zeigen sich gleichzeitig erste Anzeichen einer Marktbereinigung. Anteile der proprietären Online-Dienste „Compuserve“ und „Prodigy“ stehen an der amerikanischen Börse zum Verkauf, weil Anteilseigner aussteigen möchten. In Europa sieht der Burda-Verlag seine Beteiligung am Internet-Service-Dienst „Europe Online“ mit zunehmender Skepsis und erwägt laut Pressemeldungen den Ausstieg aus diesem Dienst.

Auch Microsoft-Chef Bill Gates warnt die Medienunternehmen auf dem Weltwirt­schaftsgipfel 1996 in Davos vor Euphorie:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Bill Gates

"Geld verdient von den Medienunterneh­men im Internet heute fast niemand. ... Auszahlen wird es sich erst in ferner Zu­kunft. Ich denke, das haben viele nicht be­griffen."

1.5.4. Nutzer des Internet

Aufgrund der dezentralen Struktur34 des Internet gibt es keine verläßlichen Angaben über die Zahl der Nutzer. Ein Studie des Marktforschungsinstituts IDC geht davon aus, daß Ende 1995 weltweit bereits rund 56 Millionen Personen das Internet genutzt hatten. Die Angaben für die Nutzerzahlen des Internet in den USA schwanken zwischen 10 und 24 Millionen Personen. Für Deutschland ermittelte das Emnid Institut eine Nutzerzahl von 4,4 Millionen Personen. Der graphische Teil des Internet, das WWW, wird nach Ermitt­lungen von IDC allerdings nur von eine Million Personen in Deutschland genutzt, welt­weit von 9 Millionen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erkenntnis dieser Studie, daß das Internet überwiegend nicht von zu Hause genutzt wird, sondern vom Arbeits­platz, aus der Hochschule oder von Freunden aus.

Empirische Untersuchungen zur Nutzerstruktur in den USA zeigen: Der typische Inter­net-Nutzer ist jung und männlich. Es zeichnet sich allerdings ein Wachstum des Anteils der weiblichen Nutzer ab (z.Zt. 33 Prozent). Das Bildungsniveau und das Durchschnitts­einkommen der Internet-Nutzer ist überdurchschnittlich hoch. Deutsche Internet-Nutzer sind ebenfalls überwiegend jung und männlich. Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt eine Studie von IBM: Auch hier beträgt das Durchschnittsalter der Teilnehmer 29 Jahre und 97 Prozent sind männlich. Das deutsche Internet-Publikum ist ebenfalls überdurch­schnittlich gebildet. Mehr als 40 Prozent haben eine abgeschlossene Fachhochschul­oder Hochschulausbildung.35 Diese Ergebnisse werden durch die WDR Medien­forschung auch für Nordrhein-Westfalen bestätigt:36 In Privathaushalten verfügen Männer, Personen unter 50 Jahren und formal höher Gebildete wesentlich häufiger über einen Internet-Zugang.

Erste Untersuchungen zu Nutzungsschwerpunkten lassen folgende Internet-Nutzung der deutschen Surfer erkennen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Relevante Aspekte für die Gestaltung der Online-Angebote wurden in einer Studie von SWF/Fraunhofer behandelt. Demnach halten ca. 72 Prozent der Befragten die regelmä­ßige Aktualisierung von Seiten für sehr wichtig; an zweiter Stelle wird der Informationsgehalt der Angebote genannt. Rund 30 Prozent halten die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zum Anbieter für sehr wichtig. Eine aufwendige graphische Gestaltung, die viel Leitungskapazität bindet und damit zum "Stau auf der Datenautobahn" führt, findet nur geringes Interesse. Laut der IBM-Studie von 1996 sind rund 65 Prozent der Teilnehmer der Meinung, eine Bildschirmseite je Information sei ausreichend; lediglich 22 Prozent wären bereit, für Informationen im Internet zu zahlen.

Nutzer proprietärer Online-Dienste:

Die proprietären Online-Dienste in den USA konnten in den letzten Jahren kontinuier­liche Wachstumsraten verzeichnen. Insgesamt sollen weit über 8 Millionen Menschen einen Online-Dienst abonniert haben.

In Deutschland wird die Zahl der Online-Abonnenten auf ca. 1,2 Millionen Kunden ge­schätzt, davon entfallen allein mehr als eine Million Abonnenten auf den nationalen Anbieter „T-Online“. Gegenüber der Gesamtbevölkerung sollen die Online-Nutzer durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet sein:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten37

Tab. 3: Soziodemographische Merkmale deutscher Online-Nutzer38

Diese Ergebnisse werden durch die Kundenstruktur von T-Online bestätigt. Laut Emnid Befragung im II. Quartal 1995 weisen T-Online-Nutzer folgende Merkmale auf:

- 20 - 49 Jahre alt (Durchschnitt 36,9 Jahre),
- 87 % kaufkräftige, konsumorientierte Männer,
- 79 % berufstätig, Nettoeinkommen >3.700,-DM,
- 49 % Hochschulreife/Studium,
- 90 % Interresse am Telebanking,
- 50 % gewerbliche Nutzer.

1.6. Browser ais Killer-Applikationen des World Wide Web

Browser werden die Programme auf Anwenderseite (WWW-Clients) genannt. Diese bewerkstelligen die Kommunikation der PCs mit den Datenbereitstellern (WWW- Servern), welche die Informationen auf Anbieterseite speichern. Im Informatik- DUDEN39 steht:

BROWSING

„(engl, to browse = schmökern): Bezeichnung für ein überblickartiges Durchblättern oder das flüchtige Durchsehen von Dateien, Programmen und Systemkomponenten am Bildschirm, Ein Programm, das diese Tätigkeit unterstützt nennt man Browser, Im Unterschied zum Editor kann man mit einem Browser die angesehenen Objekte nicht verändern,“

Diese Art der Client/Server-Kommunikation wird im technischen Teil in Abschnitt 2.3. erläutert.

Warum ist das Internet eigentlich aus dem über Jahre andauernden Dornröschenschlaf erwacht? Dazu muß die jüngere Geschichte des Internet und des WWW betrachtet werden. Kaum jemand, am allerwenigsten die Medien, interessierte sich für das Netz. Warum jetzt der ganze Rummel? Die Entwicklung des Internet verlief ähnlich der Betriebssysteme. Beide kamen erst ins öffentliche Bewußtsein, als sie mit grafischen Benutzeroberflächen ausgestattet wurden. Für den Personal Computer (PC) stellte dies Microsoft-Windows dar, für das Internet fungiert das World Wide Web mit seinen Browsern als grafische Benutzeroberfläche. Diese Oberfläche erlaubt selbst ungeübteren Benutzern gewünschte Operationen auszuführen. Der Nutzer muß sich nicht mit der zeitintensiven Einführung auseinandersetzen um erste Ergebnisse zu erzielen. Ein Schritt in diese Richtung ist auch das Konzept von Microsoft, mit Assistenten zu arbeiten. Komplexe Aufgaben, z.B. die Dokumentenvorlage einer Textverarbeitung, werden für den Benutzer nachvollziehbar in mehrere Verarbeitungsschritte geteilt. Das Programm fragt interaktiv Fakten ab, die für die einzelnen Teilschritte notwendig sind, z.B. die gewünschte Schriftart und Schriftgröße der Überschriften. Dies führt zu einer hohen Akzeptanz und Zufriedenheit der Anwender. Viele Personen fanden Interesse an einer solchen Maschine. Mittlerweile wird die Markteinführung eines Betriebssystems wie bei Windows95 regelrecht zelebriert.40

Als das World Wide Web Anfang der 90er Jahre aus der Taufe gehoben wurde erfuhr das Internet einen enormen Zuwachs. Im Moment verdoppelt sich die Größe des World Wide Web, laut Aussage des US-Amerikaners Nicholas Negroponte vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), alle 50 Tage!41 Steve Jobs, Apple-Gründer und Compu­tervisionär der ersten Stunde, vergleicht den plötzlichen Erfolg des WWW mit dem Werdegang des Telefons.42 Wenn nur zwei Personen Telefon besitzen ist es nicht beson­ders interessant. Bei drei oder zwanzig Nutzern ebenfalls nur geringfügig. Bei 1.000 oder 10.000 Nutzern wird es interessant. Die weitere Entwicklung dieser Geschichte ist bekannt. Heute ist eine Welt ohne Telefon unvorstellbar. So oder zumindest so ähnlich wird sich laut Steve Jobs auch die Zukunft des WWW entwickeln. Jeder wird einen Internetzugang haben und das WWW mehr oder weniger intensiv nutzen. Plötzlich wird es jeder wie eine Waschmaschine oder einen Eierkocher akzeptieren. Ohne diesen Glanz des Neuen und Wunderbaren. Es wird zu etwas Alltäglichem, einem gewesenen Wunder. Etwa so wie Stereoeffekte oder Big Macs, Kaugummi und mittlerweile zum Glück auch der PC.

In den letzten Monaten kommen vermehrt „neue“ Techniken und Konzepte im WWW auf den Markt. Einige Unternehmen (z.B. Oracle) tendieren dazu, wieder „dumme“ Ter­minals an das Internet anzuschliessen. Mit Hilfe dieser Terminals, bei Oracle „Network Computer“ (NC) genannt, sollen in Unternehmen kostenreduziert Anwendungen, Reser­vierungen etc. erledigt werden. Zusätzliches Vermarktungspotential wird für den Einsatz der NCs als Set-Top-Box auf dem Fernseher gesehen, um endlich jedermann zu „inter aktivier eri“. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Mediengigant Leo Kirch, der in Deutschland/Europa das digitale Fernsehen als „Pay Per View“ etablieren möchte. Deshalb hat er gerade mit Bertelsmann einen Vertrag abgeschlossen, der den Kartellbehörden unter Umständen noch Arbeit bescheren wird. Kirch möchte die Bürger zu aktiven Konsumenten erziehen, die sich ihre Programme auf Abruf ansehen. Das ist vergleichbar mit einer elektronischen Videothek. Dabei sollen alle Interessen befriedigt werden, die nachgefragt werden. So kann sich jeder Kunde gegen entsprechendes Entgelt ein individuelles Fernsehprogramm gestalten. Die Rechte der Fußball-WM hat Leo Kirch ja schon gegen die öffentlich-rechtlichen Sender ersteigert. Man kann gespannt sein, mal sehen, was er noch alles kauft. Mehr zumThema Video On Demand und Leo Kirch’s „digitalem TV“ in Abschnitt 2.2..

[...]


1 Vgl. SPIEGEL Special Nr. 3/95 „Abenteuer Computer“, S.59ff.: „Das Ende der Romantik - Zukunftsforscher Alvin Toffler über das Überleben in der Informationsgesellschaft“.

2 „Multimedia“ bedeutet die Vereinigung von allen digitalisierbaren Medientypen zu einem integrierten Medium. Bild, Ton, Text, Sprache, Animationen, computergestützte Simulationen, Videokonferenzen, Datenbanknutzung in integrierten Netzen, Telebanking usw. wachsen damit zusammen. Ein Beispiel ist ein multimediales Dokument, in dem sowohl Töne, als auch Bilder und Text zu einem ganzen kombiniert sind, z.B. ertönt auf Knopfdruck auf die schwarz-rot-goldene Flagge in einem Word-Dokument zum Thema Deutschland die Nationalhymne aus den Lautsprechern des PCs.

3 Vgl. Kosten der RealAudio-Server-Produkte Abschnitt 3.1..

4 Download unter http://www.realaudio.com.

5 Mehr zu dieser Live-Technik mit Beispiel-Grafiken in Abschnitt 3.2.4..

6 ARPA heißt Advanced Research Projects Agency und gehört zum US Verteidigungsministerium.

7 Auch von 100 Millionen Internet-Usern war in den Medien bereits die Rede. Da niemand das Internet verwaltet, gibt es auch keine gesicherten Zahlen über seine Nutzer. Folglich errechnet jede Studie durch die zugrunde liegenden Annahmen und Prämissen unterschiedliche Zahlen. Fest steht lediglich die Zahl der Hosts und das enorme Wachstum der Nutzerzahl des Internet.

8 Konkrete Zahlen und Schaubilder s. weiter unten in diesem Abschnitt.

9 WWW-Server oder Content-Provider werden auch Host genannt.

10 Quelle: Internet Society 1995.

11 Z.B. eine Studie der MGM, Media Gruppe München.

12 Quelle: MGM Media Gruppe München.

13 Quelle: IDC Marktforschungsinstitut.

14 Vgl. Computerwoche 30/96, S.26: „Online-Surfer haben ein höheres Einkommen und mehr Bildung“.

15 Vgl. pl@net 8/96, S.33.

16 Vorsicht, dieses Umher-Surfen kann sehr zeitintensiv sein und sehr oft kommt man am Ende doch wieder an den Ausgangspunkt zurück.

17 Vgl. c’t 10/96, S.314ff.: „Mehr Schein als Sein - Office-Pakete als Internet-/Intranet-Frontends“.

18 FTP heißt: File Transfer Protokoll. Es dient im Internet zum Austausch von Dateien zwischen Rechnern.

19 Mehr zum Thema Browser in Abschnitt 1.6.. Die Client-Server-Technik als Kommunikations-Modell selbst steht in Abschnitt 2.3. ausführlich beschrieben.

20 Plugin nennt man die Erweiterungen der Browsern. Ähnlich den unten beschrieben Helper-Applikationen erledigen sie Aufgaben, die der Browser standardmäßig nicht kann; z.B. das Abspielen von RealAudio-Dateien in Echtzeit aus dem Netz. Die Plugins benötigen allerdings den Browser, um zu funktionieren.

21 Helper-Applikationen werden für die Erledigung bestimmter Aufgaben vom Browser-Programm aufgerufen. Für das Betrachten eines Videofilmes in einem Format das der Browser ohne diese Applikation nicht verstehen würde, wird ein Programm aufgerufen, welches die Video-Daten auf dem Bildschirm darstellen kann. Diese Helper-Applikationen sind im Gegensatz zu den reinen Plugin-Erweiterungen auch ohne Browser lauffähig.

22 Die Internet-Adresse dieses Services lautet: http://www.excite.com/.

23 Z. T. entnommen aus : „Bewerbung im Wandel“ von Ralf Groß-Heitfeld im Karriereführer Special „Multimedia & Telekommunikation“.

24 Der Medientheoretiker Marshall Mc Luhan sagt in diesem Zusammenhang : „The Medium is the Message!“.

25 Wer „scrollt“ sich am Bildschirm schon gerne linear durch 40 oder 80 Seiten Text?

26 Z.T. aus: „Analyse und Empfehlungen zu Internet- und Online-Aktivitäten des WDR“, erstellt von der Abteilung Entwicklung und Unternehmensplanung.

27 Alle Zahlenangaben sind aus: Media Perspektiven 10/95.

28 ISDN bedeutet Integrated Services Digital Network und ist ein dienstintegriertes, digitales Fernmeldenetz.

29 Dies ist ein Bertelsmann-Studienergebnis.

30 Eigenangabe von T-Online.

31 Zum Thema digitales TV in Verbindung mit Medienmogul Kirch siehe auch Abschnitt 2.2..

32 Vgl. Abschnitt 5.1. „Electronic Cash“.

33 Vgl. pl@net 8/96, S.24ff.: „Sturm im Schlaraffenland - Agenturen im Netz“.

34 Z.T. aus: „Analyse und Empfehlungen zu Internet- und Online-Aktivitäten des WDR“, erstellt von der Abteilung Entwicklung und Unternehmensplanung.

35 Laut einer IBM-Studie von 1996.

36 WDR Medienforschung, l.Quartal 1996.

37 HHNE bedeutet Haushalt-Netto-Einkommen.

38 Quelle: TDW Intermedia 1995.

39 DUDEN - Informatik-; 2. Auflage 1993; Dudenverlag, S.109ff..

40 Man denke z.B. an die medienwirksamen Auftritte der Rolling Stones in den TV-Spots von Microsoft.

41 Vgl. Wired 4.02, Februar 1996, S.188: „The Future of the Book“.

42 Vgl. Wired 4.02, Februar 1996, S.102ff.: „Steve Jobs: The Next Insanely Great Thing“.

Ende der Leseprobe aus 132 Seiten

Details

Titel
Audio on Demand im World Wide Web
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
132
Katalognummer
V185226
ISBN (eBook)
9783656990925
ISBN (Buch)
9783867461313
Dateigröße
1305 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
audio, demand, world, wide
Arbeit zitieren
Jörg Enkel (Autor:in), 1998, Audio on Demand im World Wide Web, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185226

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