Die Einführung der Bachelor- und Master-Grade an deutschen Hochschulen


Diplomarbeit, 2001

78 Seiten, Note: 2.3


Leseprobe


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1. EINLEITUNG

1.1. Einführung

Seit einigen Jahren herrscht in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eine anhaltende Debatte über die Einführung der Bachelor- und Master-Grade an deutschen Hochschulen, die ihren Ursprung in dem Bestreben hat, diese für ausländische Bewerber interessanter zu machen. Das seit über 100 Jahren verliehene deutsche Diplom 1 ist trotz seines auf vielen Gebieten hervorragenden Rufes (z.B. Diplom-Ingenieure und -Physiker 2 ) im Ausland nur schwer einzuordnen. Beim FH-Diplom ergibt sich noch grössere Erklärungsnot. Experten schätzen, dass mehr als drei Viertel der Staaten dieser Erde den Bachelor 3 , der im Vergleich zum deutschen Diplom deutlich kürzer und weniger akademisch ausgerichtet ist, als ersten Hochschulabschluss anbieten. Einzig Europa mit seinen unterschiedlichen Hochschulsystemen, voran Frankreich mit seinem vielstufigen System sowie Deutschland mit seinen einstufigen vier- bis fünfjährigen Regelstudienzeiten, bildet eine Ausnahme.

Deutsche Studiengänge sind, mit Ausnahme des fächerübergreifenden Magister-Studiums, i.d.R. sowohl wissenschaftlich orientiert und fachspezifisch, als auch berufsqualifizierend: die Berufsziele lauten z.B. Arzt, Jurist, Informatiker oder Ingenieur. Das aus dem anglo-amerikanischen Raum stammende Bachelor/Master-System bietet eine vertiefende Spezialisierung erst im Rahmen des zweiten Studienabschnitts, dem Master-Programm. Der Bachelor hingegen basiert auf der Akkumulierung interfakultärer Prüfungsleistungen mit Vergabe des Abschlussgrades bei Erreichen einer bestimmten Mindestpunktzahl. Der spezialisierte Master wird erst auf der sog. Professional oder Graduate School (z.B. für Medizin, Recht oder Business) erworben. Vom Niveau her wird er als gleichwertig zu den bisherigen deutschen Diplomen betrachtet. Ein amerikanischer Bachelor mit anschliessendem Master entspricht in Qualität und Quantität demnach annähernd den deutschen Abschlüssen. 4

1 Diplom [gr.-lat; ...], das: Urkunde über eine Auszeichnung od. über eine abgelegte Prüfung bes. an einer Hochschule oder bei der Handwerkskammer; Abk.: Dipl., in: Der Duden: in 10 Bänden; das Standardwerk zur deutschen Sprache. Bd. 5. Duden

Fremdwörterbuch, 5. Auflage 1990. Mannheim; Wien; Zürich (Dudenverlag) 1990, S. 188

2 Vgl. Roland Sauerbrey: Bachelor in Deutschland? - Mit den neuen Abschlüssen wird das Studieren internationaler und flexibler, in: Die Zeit 11/2001 (Online-Ausgabe). Hamburg (Zeit-Verlag) 2001.

Internet: < http://www.zeit.de/2001/11/Hochschule/200111_c-bachelor-pro.html > (06. August 2001).

3 Vgl. Kapitel 1.2.

4 Vgl. Christine Brinck: Reformer auf dem Holzweg - Bachelor- und Master-Studiengänge sind kein Allheilmittel zur Reform unserer Universitäten, in: Die Welt vom 08.03.2000 (Online-Ausgabe). Berlin (Axel Springer Verlag) 2000.

Internet: < http://www.welt.de/daten/2000/03/08/0308fo155828.htx > (06. August 2001).

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Der Zustand des nationalen Bildungssystems spiegelt sehr stark den wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand eines Landes wieder und gilt als Indikator für die aktuelle sowie zukünftige Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft. 7

Die Einführung der Bachelor- und Master-Grade an deutschen Hochschulen ist inzwischen nicht mehr nur eine blosse Übersetzung bzw. Angleichung der Grade an den Bildungsweltmarkt, sondern möglicherweise Beginn der grössten Studienreform nach Einführung des humboldtschen Universitätsmodells Ende des 19. Jahrhunderts. Korrekt angewendet kann die Grundidee des preussischen Direktors für Unterricht und Erziehung Wilhelm von Humboldt (Einheit von Forschung und Lehre sowie Persönlichkeitsbildung durch Wissenschaft) auch in der heutigen Zeit und innerhalb der neuen Studiengänge seine Berechtigung finden, was diese Arbeit darzustellen versucht. 8

Zudem wird ein Versuch unternommen, die neuen Abschlüsse anhand ihrer Vorbilder im anglo-amerikanischen Hochschulsystem zu erklären, mit den deutschen zu vergleichen und unter Einbeziehung von Erfahrungen anderer europäischer Staaten einen Ausblick auf mögliche zukünftige Studienmodelle zu geben. Hierbei soll ein besonderer Augenmerk auf den Wirtschaftswissenschaften liegen.

1.2. Geschichte

Genau betrachtet handelt es sich trotz der Rede von den „neuen Abschlüssen“ bei Bachelor und Master um nichts wirklich Neues. Das Wort „Baccalaureus“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und findet sich seit dem Mittelalter (ca. 13. Jahr-hundert) in seiner akademischen Bedeutung als Bezeichnung des untersten akademischen Grades wieder. In Deutschland ist dieser nahezu in Vergessenheit geraten und wurde weitgehend zugunsten des Diploms ersetzt - nicht so in den USA

7 Vgl. Jürgen Roth: Auf dem Weg in die Welt der Bachelor- und Masterabschlüsse: Einstiegsszenarien im Bereich Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule Reutlingen - Kritische Zwischenbilanz, in: Tagungsdokumentation Bachelor und Master

in den Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften. Bonn (DAAD) 2000, S. 379.

8 Vgl. Christian Füller: Phantomdebatte Studiendauer - Hochschulen in der Krise, in: Die Tageszeitung vom 16.01.2001. Berlin (taz, die tageszeitung Verlagsgenossenschaft) 2001, S. 11.

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2. HOCHSCHULSYSTEME

2.1. Die Hochschulsysteme Europas

2.1.1. Einteilung: 12

a) Staaten, die schon länger ein zweistufiges System besitzen:

o Grossbritannien (mit regionalen Varianten)

o Irland

o Dänemark

o Finnland

o Schweden

o Island

o Portugal

o Frankreich

o Niederlande (Kurzstudiengänge mit dreijährigem Diplom)

o Belgien (Kurzstudiengänge mit dreijährigem Diplom)

b) Staaten, die ein zweistufiges System einführen:

o BRD: gesetzlich ermöglicht seit Sommer 1998

o Österreich: gesetzlich ermöglicht seit Sommer 1999

o Italien: gesetzlich ermöglicht seit Sommer 2000

o Liechtenstein: überlegt Einführung für Fachhochschulen

c) Staaten mit einstufigem System:

o Spanien

o Griechenland

o Schweiz

12 Rudolf Nägeli: Zur Einführung von Bachelor- und Master-Graden in Europa und die möglichen Folgen für die Schweiz - Ein Lagebericht zuhanden der Schweizerischen Hochschulrektorenkonferenz, ergänzte Fassung von April 2000. Bern (Rektoren-

konferenz der Schweizer Universitäten) 2000.

Internet: < http://www.szfh.ch/deutsch/shrk/Projekt/Bologna.html > (04. August 2001).

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Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
Die Einführung der Bachelor- und Master-Grade an deutschen Hochschulen
Hochschule
Universität Siegen
Note
2.3
Autor
Jahr
2001
Seiten
78
Katalognummer
V185693
ISBN (eBook)
9783656990826
ISBN (Buch)
9783867465700
Dateigröße
1005 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einführung, bachelor-, master-grade, hochschulen
Arbeit zitieren
Sascha Kraus (Autor:in), 2001, Die Einführung der Bachelor- und Master-Grade an deutschen Hochschulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/185693

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