Das Triptychon "Der Columba-Altar" von Rogier van der Weyden


Seminararbeit, 2003

24 Seiten, Note: 2


Leseprobe


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Ich analysiere zuerst die drei Tafeln der Reihe der Geschehnisse nach, dies scheint mir die beste Möglichkeit sich mit den Tafeln am gewissenhaftesten auseinanderzusetzen, um sie später in direkten Zusammenhang bringen zu können. Denn die Werke von Rogier van der Weyden, „die vielleicht abstrakter als die meisten zeitgenössischen sind, drücken ihre Botschaft durch die Sprache und Symbole aus.“ 7

Die Verkündigung an Maria

Rogier van der Weyden hat sich für den linken Flügel der Verkündigung an seine bekannten früheren Vorlagen gehalten. Mit der Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel beginnen entsprechend der Bildtradition die Ereignisse. Die Augen des Betrachters werden über die rahmende Architektur und einen Lilienstängel in einer Messingvase, die als eine Art Repoussoirgegenstand fungiert, in ein mit beigen und blauen Kacheln gefliestes Schlafgemach geführt. Die Jungfrau Maria kniet vor einem am rechten Rand platzierten Betschemel. Gerade eine Seite umblätternd mit rechter erhobener Hand neigt sie ihren Kopf nach rechts hinten und bemerkt den hereinschwebenden Erzengel Gabriel. Ihr braun gelocktes langes Haar, durch einem Strahlenkranz abgehoben, liegt auf einem lapislazuliblauen Gewand mit Goldbordüre, welches in Falten gelegt auf dem grün-schwarz gemusterten Teppich drapiert ist. Das zarte Gesicht wendet sie zu Gabriel, aber ihre Augen gehen ins Leere. Der Engel ist vollkommen in weiße Gewänder gehüllt, „wie sie zu dieser Zeit von einem Priester getragen wurden. Er trägt Albe, Humerale, Cingulum und darüber ein Pluviale, das von einer Pluvialschließe gehlten wird. Die Paruren (mappuli und fimbriae), das Humerale und das Cigulum sind aus Goldbrokatstoff. Das Pluviale schließt am runden Saumenende mit einer weißen Fransenborte, das gerade Saumenende zeigt eine zierliche Goldstickerei.“ 8 Seine Funktion als Botschafter Gottes wird durch das zierliche Zepter in der linken Hand und der rechten zum Sprechen erhobenen Hand deutlich. Er spricht die Worte: „Ave gratia plena dominus tecum“ in Latein, die in goldenen Lettern aus seinem Mund kommen. Seine Flügel sind an der Innenseite weiß und außen schwarz. Sein gelocktes Haar hält ein Band mit einem Kreuz zusammen. Der Erzengel Gabriel ist Symbol für die göttliche Erzeugungsmacht und überbringt alle heilsgeschichtlich bedeutsamen Botschaften. Sein Name bedeutet: "Stärke ist Gott". Er

7 Odile Delenda: Rogier van der Weyden : das Gesamtwerk, Stuttgart , 1997, S.19

8 Antje Maria Neuner: Das Triptychon in der frühen altniederländischen Malerei : Bildsprache und Aussagekraft einer Kompositionsform, Saarbrücken, 1995, S.127

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verkündigte Maria die Geburt ihres göttlichen Sohnes. Der Erzengel ist als göttlicher Bote anwesend „um die Wege des Herren vorzubereiten und die Ankunft des Heiligen Geistes zu verkündigen.“ 9 Im Hintergrund des Raumes öffnet sich ein Fenster und der Heilige Geist, von goldenen Strahlen begleitet, fliegt in Gestalt der Taube hinein. Mit seinem gefliesten Boden, bemalten Glasfenster und dem roten, prächtigen mit teurem Goldbrokat bedeckten Baldachinbett, ist der Raum weit entfernt von einer bescheidenen Wohnung, und scheint mehr ein Raum eines Palastes zu sein. Das Bett schließt zur hinteren Wand mit einer Bespannung mit Granatapfelmuster ab. „Es ist nahezu einzigartig unter den Darstellungen von Baldachinbetten in der altniederländischen Malerei. Die

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das Triptychon "Der Columba-Altar" von Rogier van der Weyden
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Note
2
Autor
Jahr
2003
Seiten
24
Katalognummer
V186237
ISBN (eBook)
9783869438313
ISBN (Buch)
9783656992905
Dateigröße
1105 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
rogier, weyden, columba-altar
Arbeit zitieren
Sandy Alami (Autor:in), 2003, Das Triptychon "Der Columba-Altar" von Rogier van der Weyden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186237

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