Versicherungsbetrug und der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland

Unter besonderer Berücksichtigung der polizeilichen Relevanz


Diplomarbeit, 2006

52 Seiten, Note: 1.5


Leseprobe


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Abkürzungsverzeichnis

Einleitung

1 Einleitung

So liest man in neuerer Zeit sogar von Selbstverstümmelungen die Ärzte an sich selbst begehen, um an Geld von der Unfallversicherung zu gelangen. Auffallend ist, dass es sich bei dem Delikt Versicherungsbetrug um ein quer durch alle Bevölkerungsschichten auftretendes Phänomen handelt.

Einleitung

Vielleicht gelingt es hierdurch den Leser zu sensibilisieren und auf die Problematik aufmerksam zu machen, denn Opfer solcher Straftaten sind wir alle, die Versicherungsnehmer. Durch Erhöhung der Beiträge nämlich legen die Versicherungen die von wenigen Betrügern ergaunerte Schadenssumme auf alle Versicherungsnehmer um.

2 Definition Versicherungsbetrug

Jörg Schiller definiert in seinem Buch „Versicherungsbetrug als ökonomisches Problem“ das Delikt wie folgt:

„Versicherungsbetrug umfasst alle Handlungen und Konstellationen, in denen Versicherungsnehmer oder externe Dritte vorsätzlich und vertrags- bzw.

gesetzwidrig Versicherungsleistungen beanspruchen.“ 3

Definition Versicherungsbetrug 3

Die Vorstufe des Versicherungsbetrugs ist der Versicherungsmissbrauch. Hierbei begeht der Täter nach § 265 (1) StGB eine strafbare Handlung, indem er eine gegen Untergang , Beschädigung, Beeinträchtigung der Brauchbarkeit, Verlust oder Diebstahl versicherte Sache beschädigt, zerstört, in ihrer Brauchbarkeit beeinträchtigt, beiseite schafft oder einem anderen überlässt. Diese Tathandlung muss er mit dem Ziel begehen um sich oder einem Dritten Leistungen aus der Versicherung zu verschaffen. Die Strafandrohung dieses Delikts liegt bei einer Haftstrafe von bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe. Auch hier ist der Versuch strafbar. Jedoch tritt im Rahmen der Subsidiarität der Versicherungsmissbrauch hinter dem ggf. später begangenen Versicherungsbetrug zurück.

Phänomenologie 4

3 Phänomenologie

So ungewöhnlich ist jedoch in der heutigen Zeit ein Versicherungsbetrug absolut nicht:

Versicherungsbetrug hat viele Gesichter. Es kann im Kleinen beginnen, - die kaputte Brille auf dem Sofa- , die von der Haftpflichtversicherung der Bekannten bezahlt werden soll, oder ein kleiner Unfall auf dem Parkplatz, bei dem etwas „geschummelt“ wird und so mehr Geld von der Versicherung bezogen wird als eigentlich zustehen würde.

Doch die Not, insbesondere Geldnöte machen erfinderisch. Ein Mann aus Hameln ließ sich vor 4 Jahren gleich 2 Mal von seinem Bekannten mit einem Auto überfahren um an die Versicherungsleistung aus seiner Unfallversicherung zu gelangen. Er behauptete beim Ersten Mal ihm sei ein Schrank aufs Bein gefallen, beim Zweiten Mal legte er gar einen Arm und ein Bein gleichzeitig auf die Straße und behauptete anschließend er sei die Treppe hinuntergefallen. Auf diese Weise kassierte der Betrüger zunächst 800 000 Euro von seiner Invaliditätsversicherung. 6

Aber auch Bevölkerungsschichten, von denen man erwarten würde, dass sie am allerwenigsten einen Versicherungsbetrug begehen würden sind vertreten. So kam es in der Vergangenheit bereits vor, dass professionelle Chirurgen das Skalpell gegen den eigenen Körper richteten. Die Invaliditätsversicherung, die den Ärzten volle Invalidität bereits bei Verlust eines Fingers zusicherte musste von den

Phänomenologie 5

Die Spezies der Versicherungsbetrüger ist quer verteilt durch sämtliche Bevölkerungsschichten zu finden. Ursächlich hierfür dürfte maßgebliche eine tief im Gewissen verankerte falsche Moralvorstellung sein. So empfinden es laut einer repräsentativen Umfrage des Hamburger Gewis-Instituts 25 Prozent aller Befragten als „nicht so schlimm“ wenn die Versicherung geprellt wird. 8 Rund ein Viertel der Deutschen hat schon einmal einen Versicherungsbetrug begangen - das ergibt sich aus einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Und ähnlich wie bei Schwarzarbeit oder Kaufhausdiebstahl empfinden die Deutschen dabei kaum Reue. Beim Versicherungsunternehmen, so scheinen sie zu glauben, handele es sich doch um abstrakte Konzerne, denen das schon nicht schaden werde. Bei der Tat um ein Kavaliersdelikt.

Doch mit diesem häufig auftretenden Delikt Versicherungsbetrug steht Deutschland nicht alleine da. Auch in anderen Ländern werden die Versicherungsunternehmen um enorme Summen betrogen.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 6

4 Der entstehende volkswirtschaftliche Schaden

in Deutschland

Das Problem hierbei ist, dass diese Einschätzungen nur von subjektiver Natur sein können. Es gibt keine gesicherten Zusammenhänge zwischen Hell- und Dunkelfeld.

4.1 Die polizeiliche Kriminalstatistik - PKS

Die polizeiliche Kriminalstatistik beleuchtet wie bereits erwähnt das Hellfeld des Delikts Versicherungsbetrug.

Jedoch sind darin nur Delikte registriert, die von der Polizei bearbeitet wurden. Delikte, die direkt von der Staatsanwaltschaft bearbeitet wurden, oder Delikte bei denen ein Versicherungsunternehmen keine Anzeige erstattete sind darin nicht erfasst.

INSB. VORTÄUSCHEN EINES VERSICHERUNGSFALLES

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 7

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Die folgende Grafik soll die Zahl und der zeitlichen Verlauf des Delikts Versicherungsbetrug verdeutlichen:

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Abbildung 1: Anzahl Delikte Versicherungsbetrug 1998 - 2004

Wie man anhand der Grafik erkennen kann liegt die Zahl der Straftaten von 1998 bis 2003 konstant bei etwa 8000 Delikten pro Jahr. Im Jahr 2004 ist eine massive Steigerung auf 11743 Delikte zu erkennen.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 8

Die genaue Zahl der Delikte könnte in einem umfangreichen Verfahren ermittelt werden, da jedoch diese Arbeit andere Schwerpunkte setzt wurde darauf bewusst verzichtet.

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Abbildung 2: Entstandener volkswirtschaftlicher Schaden 1998 - 2004 Berücksichtigt man die erfassungstechnischen Probleme in Baden-Württemberg so ist festzustellen, dass seit 2001 die Höhe der Schadensumme stetig ansteigend ist.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 9

4.2 Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft - GDV

Schätzungen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft zufolge beläuft sich der durch Versicherungsbetrug entstehende jährliche Gesamtschaden in Deutschland auf rund 4 Milliarden Euro. 12

Eine detaillierte Aufschlüsselung dieser Schadensumme ist dem Verband laut Auskunft von Frau Huppenbauer, GDV, Abt. Kriminalitätsbekämpfung/Geldwäsche, nicht möglich. Ein Projekt, gezielt bei den Mitgliedsunternehmen Zahlen zu erheben musste der GDV wieder einstellen. Die Fragen konnten nur subjektive Einschätzungen betreffen. Daraus ergab sich ein Mangel an Objektivität, der die Ergebnisse unverwertbar machte. 13 Hinzu kommt, dass diese Schätzung auf demoskopischen Untersuchungen beruht und auch solche scheinbar wissenschaftlich ermittelten Werte sind mit Vorsicht zu verwenden.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 10

4.3 Schadensumme im internationalen Vergleich

Mit dem Delikt Versicherungsbetrug steht Deutschland nicht alleine da. Auch andere Länder haben mit dem Ausmaß dieser Straftat zu kämpfen.

Versicherungsbranche jährlich steigende, enorme Summen für die Betrugsabwehr ausgibt.

5 Besonderheiten des Delikts

Versicherungsbetrug

5.1 Betrugsanteil der einzelnen Versicherungssparten

Bei den folgenden Angaben handelt es sich um empirische Befunde, d.h. um Daten die z.T aus Untersuchungen, aus persönlichen Befragungen und auch auf Schätzungen von vermeintlichen Experten beruhen. Ein Wahrheitsgehalt ist nicht definitiv nachweisbar, und beruht z.T. auf der Ehrlichkeit der Befragten und weiteren äußeren Umständen.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 11

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Abbildung 3: Eigene erstellte Grafik: Verteilung Delikt auf Versicherungssparten 15

fast schon selbstverständlich die Haftpflicht eines Bekannten für die Schadensregulierung einzusetzen: In dieses Segment fallen alle Schäden, die angeblich von einer anderen Person verursacht wurden und von dessen Haftpflichtversicherung beglichen werden sollen.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 12

An Position 3 mit immer noch 17% Anteil liegt die Gebäudeversicherung. Zu dieser Sparte gehören wie der Name schon sagt sämtliche Delikte die sich auf Schäden an Gebäuden beziehen. Auch der Deliktsbereich der Brandstiftung fällt in diese Sparte. Das Delikt Brandstiftung dürfte die maßgeblich größte Schadenssumme in diesem Feld belegen. Eine Statistik aus dem Jahr 1995 besagt, dass in Deutschland alle 22 Minuten ein Feuer gelegt wird; rund 60 % aller Brände überhaupt dürften auf Brandstiftung zurückzuführen sein. 17

rechnerisch, dass bei ca. 2 Milliarden Euro erbrachter Versicherungsleistungen Betrug im Spiel ist.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 13

5.2 Täterprofil beim Delikt Versicherungsbetrug

Das Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstitut „Psychonomics“ veröffentlichte in seiner Studie „Kundenmonitor Assekuranz 2002“ einige interessante Erkenntnisse. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf Befragungen von Personen aus allen Bevölkerungsschichten sämtlichen Alters und Geschlechts.

Demnach haben bereits 27% der Bundesbürger mindestens einmal die Versicherung betrogen. Bei einer weiteren Befragung bezogen auf den letzten Schadenfall gaben 7% der Befragten zu beim letzten Versicherungsfall betrogen zu haben. Das entspricht einer absoluten Zahl von fast 1,7 Millionen Versicherungsbetrügern in Deutschland, die bei der letzten Schadenregulierung ihre Versicherung betrogen haben.

In der Altersgruppe bis 30 Jahre liegt der Betrügeranteil sogar bei 13 Prozent.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 14

5.3 „WIE“ wird betrogen

Es gibt zahlreiche Varianten wie man eine Versicherung zu einer eigentlich ungerechtfertigten Zahlung veranlassen kann. Als gängigste Varianten kommen z.B. in Betracht: x Schadenübertreibung, x Schadenumdefinierung x Nicht vorhandenen Schaden erfinden. x Mehrfachregulierungen, bei verschiedenen Versicherungen x Absichtliche Schadenherbeiführung x Versicherungsvertreter als Mittäter x

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Abbildung 4: Eigene erstellte Grafik, Arten des Versicherungsbetrugs 20

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 15

Hierunter versteht man eine Übertreibung der Höhe des eingetretenen Schadens oder Mitreparatur nicht unmittelbar schadenbedingter Mängel im Rahmen der Schadenregulierung.

Veränderte Darstellung des Schadenverlaufs. Wenn z.B. ein Schadensfall so dargestellt wird, dass er von der Leistungspflicht der Versicherung erfasst ist, obwohl eigentlich keine Haftung besteht.

Meldung eines tatsächlich gar nicht eingetretenen Schadens.

Unter diesem Begriff sind die Betrugsarten Mehrfachregulierung, d.h. der Schaden wurde bei mehreren Versicherungen geltend gemacht, „Komplize“- Vertreter, d.h. der Versicherungsvertreter wusste von dem Betrug nahm dies aber billigend in Kauf und absichtliche Schadenherbeiführung zusammengefasst. 21

5.4 Schadensummen je Delikt

Man sollte meinen, dass große Beträge bei den einzelnen Versicherungsbetrügereien notwendig sind um auf den enormen Gesamtbetrag von 4 Milliarden Euro zu kommen, doch dem ist nicht so. 90 Prozent der „erschwindelten“ Summen liegen unter einem Betrag von 500 Euro. Hieran kann man erkennen, dass nicht die im großen Stil begangenen Betrügereien ursächlich sind für die Gesamtschadensumme, sondern dass es sich beim Delikt Versicherungsbetrug um ein Massenphänomen handelt.

Besonderheiten des Delikts Versicherungsbetrug 16

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Abbildung 5: Zugegebene Betrugssummen 22

5.5 Erklärungsansätze für kriminelles Verhalten

Der potentielle Versicherungsbetrüger wird immer von Motiven geleitet. Wie die Autoren Wittkämper, Wulff-Nienhüser, Kammer schon 1990 eruierten sind dies -auch heut noch-: x „Bereicherung, Habsucht oder Gewinnsucht x Überwinden wirtschaftlicher Not oder einer Krise x Konsumdruck und x Arbeitsscheu oder -unlust“ 23

Ende der Leseprobe aus 52 Seiten

Details

Titel
Versicherungsbetrug und der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland
Untertitel
Unter besonderer Berücksichtigung der polizeilichen Relevanz
Hochschule
Fachhochschule Villingen-Schwenningen - Hochschule für Polizei
Note
1.5
Autor
Jahr
2006
Seiten
52
Katalognummer
V186323
ISBN (eBook)
9783656998211
ISBN (Buch)
9783869431185
Dateigröße
1354 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
versicherungsbetrug, schaden, deutschland, unter, berücksichtigung, relevanz
Arbeit zitieren
Tobias Honold (Autor:in), 2006, Versicherungsbetrug und der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden für Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186323

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