Joseph Goebbels und der Sport - Eine Analyse der Goebbels-Tagebücher


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


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Literatur

Fröhlich, Elke (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I Aufzeichnungen 1923 - 1941 Band 2 / III Oktober 1932 - März 1934 München 2006 Band 3 / I April 1934 - Februar 1936. München 2005 Band 3 / II März 1936 - Februar 1937. München 2001 Band 4 März - November 1937. München 2000 Band 5 Dezember 1937 - Juli 1938. München 2000 Band 6 August 1938 - Juni 1939. München 1998 Band 7 Juli 1939 - März 1940. München 1998

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1. Einleitung

Nahezu die Hälfte seines Lebens hat Joseph Goebbels in Tagebüchern festgehalten. Die Eintragungen zwischen 1923 und 1945 umfassen seine gesamte politische Karriere in der NSDAP vom Gauleiter in Berlin (1926) und Reichstagsabgeordneten (1928) zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda (1933) und schließlich Generalbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz (1944). Welche Bedeutung die Tagebücher für Goebbels hatten, belegen nicht nur Zeitspanne und Umfang der Eintragungen, welche der Nationalsozialist bis zum Angriff gegen Russland 1941 handschriftlich verfasst und anschließend bis April 1945 diktiert hatte, sondern auch, dass der Reichsminister sämtliche Eintragungen auf Glasplatten sichern ließ, damit diese über das Kriegsende hinaus erhalten bleiben.

Entdeckt wurden diese Kopien erst 1992 im früheren Sonderarchiv in Moskau, das Institut für Zeitgeschichte in München veröffentlichte die Goebbels-Tagebücher. Die bisher 27-bändige Edition ist Grundlage dieser Analyse, welche Goebbels persönliche Sicht auf den Sport und dessen propagandistische Nutzung untersuchen soll. Es werden nur die Tagebuch-Eintragungen zwischen Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und dem Kriegsbeginn am 1. September 1939 berücksichtigt, weil im Krieg die sportlichen Wettbewerbe zunehmend ausgesetzt wurden und Goebbels dem Sport aufgrund des Kriegsgeschehens und seiner eigentlichen Betätigungsfelder Kunst und Medien vermutlich kaum größere Beachtung geschenkt haben dürfte. In der Friedensphase des Nationalsozialismus sind jedoch die olympischen Spiele in Garmisch und Berlin sowie zahlreiche Boxkämpfe von Max Schmeling angesiedelt. Die Analyse beschränkt sich auf diese beiden Themen, Olympia und Max Schmeling, um die Anzahl der Eintragungen zu begrenzen. In Goebbels Tagebücher finden sich zwar zahlreiche Nennungen von Wettkämpfen und Sportlern, denen aber nur ein bis zwei Zeilen gewidmet sind, welche selten über eine faktische Darstellung mit Ort, Sportart und Ergebnis hinausgehen und somit wenig aussagekräftig sind. Olympia und die Boxkämpfe von Max Schmeling sind somit die einzigen Sportereignisse, die von Goebbels in seinen Tagebüchern über einen längeren Zeitraum erwähnt werden und insgesamt umfangreicher ausfallen. Nicht zuletzt ist die Wahl auf Olympia und Max Schmeling gefallen, weil die sportlichen Wettkämpfe durch den Nationalsozialismus politisch vereinnahmt und Goebbels Ministerium instrumentalisiert

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wurden. Wie sich die propagandistische Nutzung des Sports in den Tagebuch-Eintragungen des Reichsministers widerspiegelt soll ebenfalls Teil dieser Analyse sein.

2. Boxkämpfe von Max Schmeling

Schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten war der deutsche Profiboxer Max Schmeling Meister aller Klassen und gewann Kämpfe in den USA. Obwohl der erste Boxkampf von Schmeling nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 8. Juni 1933 in New York stattfand, erwähnt Goebbels den Boxer als Sportler 1 erstmals fast zwei Jahre später am 12. März 1935 in seinen Tagebüchern. Schmeling siegte gegen Steve Hamas durch technischen K.o., während er zuvor in New York gegen Max Baer und in Philadelphia gegen Steve Hamas eine Niederlage hinnehmen musste und der Kampf am 13. Juni 1934 gegen Paolino Uzcudun mit einem Unentschieden endete. Dass Goebbels diese Ereignisse nicht in seinen Tagebüchern vermerkt, könnte zwei Gründe haben: Einerseits finden die Kämpfe im Ausland statt und andererseits sind nur sportliche Erfolge propagandistisch nutzbar. Auch den K.o.-Sieg von Schmeling über Walter Neusel am 26. August 1934 in Hamburg lässt der Goebbels unerwähnt, denn wegen des deutschen Gegners scheint eine propagandistische Verwertung ebenfalls nicht möglich.

Auf diese Weise ließe sich begründen, dass Goebbels erst den gewonnen Kampf gegen den US-Amerikaner Steve Hamas, der in Hamburg stattfand, und alle folgende Boxkämpfe 2 bis zum Kriegsbeginn in seinen Tagebüchern vermerkt. Nahezu allen knappen Beschreibungen der Kämpfe von Max Schmeling ist die nationalsozialistische Rasseideologie anzumerken, vor allem beim berühmten Sieg von Schmeling über den als unschlagbar geltenden US-Amerikaner Joe Louis am 19. Juni 1936 in New York. Mit der Bezeichnung als „Neger“ 3 und der Aussage „Der Weiße über den Schwarzen, und der Weiße war ein Deutscher.“ 4 stellt Goebbels den Gegner ausschließlich über seine Hautfarbe und Rasse dar. Ebenfalls deutlich werden die unterschiedlichen Stufen innerhalb der nationalsozialistischen Rassevorstellungen, der Schwarze wird als Wesen unterhalb der weißen Rasse angesiedelt und der Deutsche unter den Weißen besonders hervorgehoben. Als Goebbels einen Film von jenem

1 Private Begegnungen zwischen Schmeling und Schmeling sind bereits vor März 1935 vermerkt.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Joseph Goebbels und der Sport - Eine Analyse der Goebbels-Tagebücher
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
1.7
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V186340
ISBN (eBook)
9783656995388
ISBN (Buch)
9783656995500
Dateigröße
638 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
joseph, goebbels, sport, eine, analyse, goebbels-tagebücher
Arbeit zitieren
Christina Quast (Autor:in), 2006, Joseph Goebbels und der Sport - Eine Analyse der Goebbels-Tagebücher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/186340

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